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Vom Helfen

“Mir hilft auch keiner!“

ja, warum eigentlich nicht? Weil wir als Kinder gelernt haben, das wir nur wertvoll und liebenswert sind, wenn wir möglichst selbstständig sind und brav alleine einschlafen und auch nach einem langen Ausflug weiter alleine laufen. Weil wir bei jedem Schuhe anziehen, jedem aufräumen gezeigt bekommen haben, dass unsere Bitten um Hilfe abgelehnt werden. Weil wir gesagt bekommen haben, dass Menschen die Hilfe brauchen schwach sind und sich nur mal zusammenreißen müssen, auch wenn wir müde in den Arm unserer Eltern wollten. Weil wir es eh nur ausnutzen würden, wenn wir Hilfe bekommen (dann willst du das immer!). Was habe ich davon, wenn ich dir helfe, liebes Kind? Du hast ja nichts was ich brauche. Von Liebe kann ich mir nichts kaufen!


Die Idee vom herrschsüchtigen Kind hat uns gelehrt, nicht zu helfen, denn uns wurde beigebracht, das Helfen etwas schlechtes ist, dass Hilfe immer ausgenutzt wird, dass Helfen sich nur lohnt, wenn man selbst einen Vorteil hat, dass Menschen die um Hilfe bitten schwach und nutzlos sind. Wir erwarten, dass unsere Bitten eh abgelehnt werden (Wenn ich auch nur nach Elternzeit frage, werde ich bestimmt nie wieder befördert!) und verschlüsseln unsere Bitten um Hilfe möglichst kryptisch, in der Hoffnung das sie gelesen und nicht als Fehler ausgelegt werden, statt offen zu sagen, was wir brauchen, was uns gut tut. Weil wir Angst vor Ablehnung haben, niemanden ausnutzen wollen für unsere Interessen. Oder wir tatsächlich nur noch uns selbst sehen können, weil wir in unseren Bedürfnissen so massiv übergangen wurden, das wir nicht anders können, als zu fordern, weil der Speicher jede Hilfe aufsaugt, wie ein schwarzes Loch und nichts mehr übrig bleibt für andere. Weil die Empathie verloren gegangen ist, da wir sie selbst nie zu spüren bekommen haben. 
Und dann stehen wir da als Erwachsene und schimpfen auf die, die unsere Hilfe brauchen. Auf Flüchtlinge, Alleinerziehende, Obdachlose. Wundern uns über den Kollegen, der nie hilft, wenn Not am Mann ist und die Kollegin, die schrecklich viele Fehler macht und trotzdem keine Fragen stellt. Wir wundern uns über den Kumpel, der mit Burnout in der Klinik landet und die Schwägerin, die plötzlich an Krebs verstorben ist. “Sie wusste es schon seit über einem Jahr, wollte aber niemanden zur Last fallen.“ 
Warum? Weil uns als Baby schon verboten wurde unsere Bedürfnisse zu äußern und um Hilfe zu bitten. Weil die Anpassung höherer gewertet wurde als das eigene Sein.

 

Wenn dich das nächste mal jemand um Hilfe bittet und du dich fragst, warum du helfen solltest: Weil helfen Menschlich ist, weil es die Schwachen stärkt und die Starken dadurch nicht schwächer werden, sondern eine Impuls weiter geben. Wer weiß, wie sich Hilfe anfühlt, wird selber helfen. 

 

Deswegen sollten wir unseren Kindern helfen wenn sie um Hilfe bitten.

 

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